Pünktlich um 7.00 fahren wir los. Der Regen ist verschwunden, dafür sind wir von der bizarren Wolkenbildung am Morgenhimmel fasziniert. Nach Sonnenaufgang wird der Wellengang leider intensiver, und es begleitet uns bis fast vor den Kerkis ein unberechenbares Kabbelwasser, das das Boot arg schlingern lässt. Zum Glück gibt es ab und zu Wind, so dass die Segel das ein oder andere Mal stehen, aber insgesamt ist es eine sehr wackelige Angelegenheit, die das Zubereiten von Speisen unter Deck nicht gerade leicht macht. Erst vor der Passage zwischen Ikaria und Samos wird die Welle gleichmäßig, es frischt auf 5 Bft auf, und endlich – wir können wunderbar segeln! Wie beinahe schon an dieser Stelle gewohnt, schießen wir mit 7,4 kn dahin, auch als es an der Ecke nach Osten Richtung Marathokampos geht, schickt uns Kerkis gnädigerweise milde Fallwinde. Nur 20 Minuten vor Einlaufen in den Hafen, bekommen wir noch einen ganz heftigen 5er Fallwind über den Bergsattel hinter Marathokampos, so dass sich Gu schon wieder vor dem Anleger fürchtet. Zum Glück hilft dann Stefan, und wir bekommen einen Liegeplatz wie immer am ersten Steg, diesmal wieder schön dicht im Schutz einer dicken Motorjacht. Wir sind heilfroh, dass wir die ziemlich strapaziöse und doch langweilige Überfahrt in 9 1/2 Std geschafft haben. Und dass wir gut und sicher liegen sowohl im jetzt stärker werdenden Wind als auch den zu erwartenden Südsturm mit Gewitter.
Zunächst verbringen wir eine herrlich ruhige Nacht, und auch der folgende Tag verheißt milde Winde. Wir nutzen die Zeit und die Tatsache, dass wir den Wasseranschluss direkt vor dem Bug haben, mit Grundsäuberung unserer White Satin von außen – es gab ja die ein oder andere Welle die über kam. Leider stellen wir fest, dass der Wetterbericht nichts Gutes verheißt: mit ziemlicher Sicherheit kommt ein Südsturm mit Gewitter, der zwei Tage anhalten wird, und was danach kommt, ist auch nicht geeignet weiter zu segeln, da stets die Winde nit 5-6 Bft aus Nord blasen werden und ein sicheres Ziel nicht in Aussicht steht. So passiert uns wieder einmal wie schon so oft – verharren am Ort für mindestens eine Woche! Natürlich gibt es schlechtere Plätze als hier, aber wir sind doch etwas frustriert. Immerhin nutzen wir die Waschmaschine gründlich und können auch über unseren guten Liegeplatz nicht meckern. Als dann aber pünktlich am folgenden Morgen um 6 Uhr ein kurzes aber heftiges Gewitter mit unerhörtem Sturmböen aus Süd und Sturzregen losgeht, sind wir heilfroh über unseren Aufenthaltsort. Selbst die Fischer hatten vorher ihre Boote in sichere Bereiche gebracht So auch eines direkt neben uns, das leider mit nur einem Fender abgesichert war und gegen uns kam… (Hoffentlich ist der Kratzer kein tiefergehender…)
Wir schicken uns also in unser Los und werden hier Urlaub machen. Wir nehmen die Räder und beginnen sogleich mit unserem „Fitnessprogramm“ und einer ersten Radtour nach Kampos. Abends essen wir seeeehr lecker bei Trata ein Briam und ein Lamm aus dem Ofen – wir sind mal wieder begeistert von ihrer Küche!
Am nächsten Tag scheint uns dann wieder die liebe Sonne, und wir fühlen uns gut gestärkt, auch gegen den Wind nach Liminionas zu radeln. Von oben bestaunen wir den Wellengang mit Nordsee-Feeling und sehen den darin Badenden am Strand von Psili Ammos zu, bevor wir den Schweiß treibenden Weg (meist bergauf 🥵) fortsetzen.

Nach insgesamt 8 anstrengenden Kilometern erreichen wir dann im steilen Abgang Liminionas. Wir halten uns ein Weilchen auf, aber auch dieses Mal lädt das Örtchen nicht zum Bleiben: die beiden Restaurants sind im kalten Wind nicht gemütlich, am Strand ist es zu windig. Wir sind zwar nass geschwitzt, doch hat Gu das Badezeug vergessen, außerdem wird uns ganz schnell kalt vom Wind. Wir beschließen also zurück zum Psili Ammos zu radeln, doch die Räder den steilen Weg hoch zur Hauptstraße zu schieben, ist für Gu eine ungeahnte Herausforderung, besonders so ohne ein erhofftes Lunch im Bauche, so dass wir nur langsam voran kommen. Schließlich aber geht‘s dann oben nur noch bergab. Am Psili Ammos (Goldener Sand) essen wir dann zu allererst ein leckeres Clubsandwich und WD eine Art Pizza-Zunge, um dann unten am Sandstrand noch einen Spaziergang zu machen. Danach geht’s dann weiter – immer herrlich bergab – zurück zum Boot. Noch sind wir so satt, dass wir nur ein kleines Brot zu Abend essen und dann tot in die Koje fallen!
Es ist Sonntag! Heute wollen wir es langsamer angehen lassen mit unserem Fitnesstraining! Nach unserem üblichen Sonntagsfrühstück mit Ei und Kaffee wandern wir (unsere Knie drohen uns: ohne Räder!) den Berg hoch ins Hauptdorf Marathokampos, natürlich nicht ohne ständig den Wetterbericht über die kommenden Tage überprüft zu haben. Doch so oft wir auch schauen – das Wetter will sich nicht ändern. Wieder sind Sturm, Gewitter und Regen angesagt. Also werden wir mindestens bis Donnerstag bleiben! Der Weg führt uns ca 1 Std bergauf durch Olivenhaine und z.T. Hauptstraße nach oben zum Dorf. Es tun sich für uns ganz unerwartete Anblicke wunderschön renovierter aber auch total verfallener Häuser auf, die in den Berg gebaut und durch enge unübersichtliche Gassen und Wege miteinander verbunden sind. Gegenüber der Hauptkirche machen wir in einem von den zwei hier noch existierenden Restaurants eine Lunchpause – denn auch hier hoch ist der Weg nicht wenig anstrengend gewesen! Beim Abstieg dann bieten sich uns noch einmal spannende Ein- und Ausblicke auf Gebäude, Gassen und Terrassen, die hoch über dem Meer liegen und einen Blick auf sämtliche südlichen Inseln von Patmos bis Kalymnos und sogar Naxos bieten!





Unterwegs treffen wir einen Berliner, der hier für wenig Geld ein Steinhaus erworben hat und es gerade renoviert. Er berichtet dass es einige Deutsche hier gibt, die auch Häuser gekauft und wieder hergestellt haben. Eventuell will er hier sogar für immer wohnen. Er berichtet auch vom Februar, wo es hier ungemeine Wassermassen den Berg herunter gab, mit Schnee und Hagel, und man in den Schluchten, die jetzt zu Straßen umgebaut sind, aufpassen muss sein Auto nicht zu parken!
Wir steigen nun hinab nach Ormos, welches recht flott und ganz ohne jede Mühe gelingt, diesmal nur halb so erschöpft wie am Vortage.
