Morgens um 6.30 lichten wir den Anker und schleichen uns leise um alle Ankerlieger davon. Es gibt anfangs ein frisches Windchen aus Nord, so dass wir die erste halbe Stunde nur vorm Drifter dahin schießen. Leider bleibt es nicht so, der Wind nimmt ab, der Drifter wird eingeholt und die normale Besegelung gesetzt. Und so beginnt eine lange Überfahrt mit Kabbelwellen, wenig Wind und zum Teil 1,5 kn Gegenstrom. Wir sichten keinen einzigen Delfin. Die einzige spannende Abwechslung ist unser blinder Passagier, der sich auf der Reling ein paar Stunden mitnehmen lässt, bis er bei einem kleineren Manöver fortfliegt!


Die letzte halbe Stunde sozusagen bei Einfahrt zwischen Oinousses und Chios gibt es noch ein herrliches Segelvergnügen, nur vor der Genua schaffen wir 5.3kn. Es ist wie schon so häufig – Poseidon will uns offenbar nicht verärgern und schickt uns zum Abschluss noch einmal wunderbare Windbedingungen!
Wir finden im Hafen einen Platz längsseits des querliegenden Stegs, allerdings bereitet Gu das Anlegen bei den arg ablandigen Wind erhebliche Probleme. Doch zum Glück stehen zwei Helfer parat von den Nachbarbooten, einer Amel mit einem Griechen, der in Spanien wohnt und in Deutschland studiert hat und den Ur-Bayern Franz und Ingrid mit ihrem amerikanischen Boot, das wg der Dieselpest hier repariert wird, die uns mit Mühen und vereinten Kräften an Land ziehen!🤪
Wir sind heilfroh sicher zu liegen, denn es hat sich für die nächsten zwei Tage der Meltemi mit 5-6 Bft zurückgemeldet. Es werden die Räder ausgepackt und erstmal der Keller getrocknet – die aufgefangene Wassermenge vom tropfenden Boiler hält sich zum Glück in Grenzen. Wir werden hier auch das gute Wasser von Stadtautomaten benutzen, damit wir die Wasserpumpe nicht betätigen müssen.
Trotz der angekündigten Windstärken von 6Bft liegen wir ruhig – und eher haben wir das Gefühl, dass der Meltemi einen großen Bogen un Oinousses macht und uns verschont! Dennoch verlieren wir einen schönen roten SVB – Fender, der unauffindbar ist, und vermutlich jetzt Richtung Türkei treibt…Dann bei der Suche nach dem Fender kommt Gu ins Gespräch mit einem sich langweilenden Wächter, der die riesige Motoryacht vom Reeder Lemos bewacht, der Gönner der Insel, und der in der Tat im Moment hier weilt. Vielleicht nimmt er ja sogar auch am hier tagenden Symposium über ein Wasseraufbereitungsprojekt zwischen Chios und den Oinousses teil.
Wir verbringen die drei Tage mit Faulenzen, Einkaufen beim neuen Bäcker und Essen gehen (beim Patrionisis, der „Italiener“ neben der Kirche hat geschlossen), Fahrrad fahren zum Kloster und hinter dem Ort zur Ostrunde (mehr schiebend als fahrend). Dabei entdecken wir auch ein winziges weißes Dreieck von Lesbos kommend – die Illyrian, wie wir richtig vermuten!

Doch bevor wir die rasende Bergabfahrt zurück zum Hafen antreten, besuchen wir endlich die kleine Kirche auf einem Berg neben unserer Route, ein zusätzlicher Anstieg, den wir in den Jahren vorher wegen zu großer Hitze und Kraftanstrengung gemieden hatten. Ein unglaublicher Rundumblick belohnt die diesjährige Mühe!




Unten angekommen erwarten wir die Illyrian. Es gibt ein freudiges Wiedersehen und wir verabreden und zum Abendessen. Als wir im Lokal am Ortsende ankommen, sitzt dort schon das Paar von der Jungle Queen, die die Illyrians vorher in Loutra getroffen hatten, und die uns vier an ihren Tisch bitten. Ein sehr sehr lustiger Abend mit einem extrem buntem Nationengemisch bahnt sich an: Illyrian – Niederländer, Jungle Queen – er Johann, Österreicher mit türkischer Frau, beide in Kapstadt ansässig, und dann erscheint noch ein Paar aus La Rochelle, so dass auch noch französisch gesprochen wird! Wir essen (bescheiden) und trinken Wein zusammen, es gibt Unmengen lustige Erlebnisse zu berichten, und erst spät in der Nacht verabschieden wir uns voneinander.
Leider kündigt sich dann in der eigentlich sehr ruhigen Nacht das Wetter des kommenden Tages an: Regen! Wir machen am nächsten Morgen (29.09.)noch Einkäufe und füllen unsere Wasserflaschen auf, bevor es dann in trübem Grau losgeht.
Unterwegs ereilt uns dann der Regen, aber wir können zumindest vor der Genua mit Einhilfe Richtung Emborios segeln.


