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Urlaub auf Patmos oder: I think I’ll stay another day

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Da ist er wieder: DER MELTEMI

Nach Südost 6 Bft setzt sich ein Dauer-Meltemi durch! Wenn auch schwankend so fühlen wir uns aber an unserer Tonne sicher nach dem Motto: uncomfortable but not dangerous. An jedem neuen Morgen nach jeder Lektüre der Wetterberichte fragen wir uns, wohin und wie lange bleiben? Erstmal nur einen Tag weiterdenken? Oder gar wochenweise denken? Da es sich um einen Dauermeltemi handelt, entschließen wir uns, die Meltemiwoche in der wunderschönen Grikos-Bucht abzuwettern, um damit auch das schöne Patmos näher kennenzulernen. Zwar pfeift uns der Wind an Bord um die Ohren, doch gibt’s an Land genug zu sehen und zu erwandern.

Am Sonntag legen wir von unserer Boje ab, nicht ohne vorher mit dem Zigarettenmann ausgemacht zu haben, unser Beiboot an der Tonne festmachen zu dürfen – womit sie als “besetzt“ gilt. Wir motoren bis Skala, unterwegs sichten wir auf den Klippen ein Anwesen mit Villa in Millionenhöhe. Davor der riesige Zweimaster, der in der Nacht vorher in unserer Bucht mit Riesenbeleuchtung geankert hat. Ein Hubschrauber war auch vorher in diese Richtung geflogen – also alles deutet auf große Prominenz!!! Wir machen dann im Hafen längsseits fest. Das nette Hafenmädchen schaltet uns für 1,40€ das Wasser frei, und wir füllen unseren Tank auf. Gleichzeitig schütten wir Diesel nach und gehen an der nahen Tankstelle 2 Kanister Diesel und einen Unleaded für den Außenborder holen. Im Supermarkt gegenüber bunkern wir noch Trinkwasser und ein paar Lebensmittel, und schon geht’s wieder zurück zur Boje, wo unser Dingi schon sehnsüchtig auf uns wartet. Um uns wird es dunkler, und schließlich fängt es an zu regnen.

Jedoch sind wir dennoch guter Dinge, schließlich haben wir uns ja dazu entschlossen, die kommenden Meltemitage hier zu verbringen und zwar MIT einem vollen Tank Wasser und SICHER an einer Boje und IN einer wunderschönen Bucht liegend! Es gibt wahrlich schlimmere Orte als im schönen Patmos abzuwettern! Also:

URLAUB!

Der nächste Morgen (Montag 19.06.) ist wieder klar und sonnig. Heute ist erster Wandertag. Zuerst geht’s eine halbe Stunde zur Werft Patmos Marina, wo wir ein köstliches Fava und einen leckeren gemischten Salat essen. Mit dieser Stärkung schaffen wir dann den halbstündigen Auf- und Abstieg durch die Berge zum schönsten Strand der Insel, dem Psili Amos. Er ist nur zu Fuß erreichbar!

Nach all den schweißtreibenden Anstrengungen tut sich uns dann ein wunderbarer breiter Sandstrand auf. Eine Gruppe französischer Jugendlicher, die uns vorher überholt hatte, stürzt sich sozusagen direkt in die Wellen! Wir möchten es ihnen gleichtun beim Anblick dieses Traumstrandes. Nordseefeeling mit Wellengang (Danke, Meltemi!) unter griechischer Sonne! Wir suchen uns aber erst ein Plätzchen im Schatten unter einer Tamariske, faulenzen und später schwimmen mit und gegen die Wellen.

Den einstündigen Fußmarsch zurück bewältigen wir dann gut, wir gehen sogar durch bis Grikos, um dem Zigarettenmann mitzuteilen, dass wir noch bleiben wollen. Er gibt sein ok, doch sollen wir an eine andere Boje gehen, da er einen “big cruiser”an unsere setzen will. Wir essen im Hafenrestaurant noch einen Happen (mäßig aber ok), bevor wir zurück zum Dingi gehen und es ins Wasser tragen. Leider verletzt sich WD dabei das Schienbein. Gerade als wir das Dingi am Boot festmachen, fangen die Böen an zu fegen! Der Wind ist ziemlich kalt, trotzdem duschen wir noch Salz und Sand von Psili Amos ab.

Dienstag, 20.06.

Es hat wieder gefegt die Nacht! Gerade haben wir gefrühstückt, als der Zigarettenmann und Herr der Bojen uns eine andere Boje zuweist, weil an unsere der angekündigte große Cruiser kommen soll. Quasi im Schlafanzug legen wir uns eiligst (wir wollen ja den Bus noch bekommen) an eine landnähere Boje, die leider im Wind bei der Bootsbewegung knarzt. Dann rudern wir bei Wind und Welle tatendurstig gegen Wind und Welle an Land. Wir bekommen den Bus nach Kampos im Norden der Insel noch bequem. Das Örtchen selber ist nicht ganz so interessant wie wir es erhofft haben. Der Bus hat dann auch seine Endstation im Beachresort Kampos unten am Meer. Wir sind total überrascht wie viele Restaurants und Cafés mit Strandliegen sich aneinanderreihen. Der volle Kontrast zu unserem Strandparadies Psili Amos gestern! Deshalb wollen wir die Küste entlang wandern Richtung Nordost, um zu ein paar ursprünglicheren Buchten zu gelangen. Wir hoffen auch dort etwas zu essen zu bekommen. Leider wird daraus eine etwas öde und lange Wanderung bergauf und bergab auf heißem Asphalt, immer die Straße entlang, zumal wir die von der Straße wegführenden „romantischeren“ Wege nicht finden. Wir passieren zwei Buchten – alle ohne ein einziges Restaurant. JEDOCH : all unsere Mühe wird schließlich belohnt! Die allerletzte Bucht Livadia Geranou ist ein Schatz unter allen Buchten von Patmos. Hier ankern viele Segelboote (auch die Galadriel-Kelt, die wir schon vor zwei Jahren am Nordsteg von Skala gesehen haben), und ein kleines aber sehr gutes Restaurant stillt unseren Hunger und Durst. Wir haben einen schönen Ausblick auf die Schiffe. Hier wollen wir später (wann immer das die Woche sein wird…) ebenfalls ankern.

Nach unserer Labung wandern wir denselben heißen Weg zurück und erreichen Kampos-Bad nach ca 40 Minuten. Ermüdet legen wir uns noch an den Strand, bis der Bus zurück nach Skala kommt. (Leider ist Gundels Bikinihose unbemerkt aus dem Rucksack gefallen, so dass sie dort jetzt noch bis in alle Ewigkeit liegen bleiben muss). Wir machen in Skala einen Zwischenstopp um noch einzukaufen. Danach geht’s mit dem Bus zurück. Wir rudern zum Boot – noch ist der Wind erträglich – doch im Moment des Festmachens setzen mal wieder die Böen ein! Und – an unserer alten Boje hängt nur ein ganz kleiner Motorsegler und 5 weitere Bojen sind noch frei!!! (Oh Herrscher über die Grikosbojen, warum das Umlegemanöver?) Es gibt noch ein ausführliches Bad im herrlichen Wasser, dann noch etwas Abendbrot und noch kurz den Blog schreiben. Gegen die einsetzenden Pfeifgeräusche gibt’s natürlich Oropax, gegen die Mücken, die sogar durch die Leinenhose in die Beine stechen, machst du nix! (Natürlich leider zu spät: Antibrumm!)

Mittwoch 21.06.

Heute soll der Höhepunkt der Windstärken kommen. Trotzdem planen wir zu Fuß den Wanderweg auf die Chora zu nehmen. Das An-Land-Rudern gestaltet sich bei dem heftigen Wind schwierig, doch schaffen wir es gegenan sogar bis zum schräg gegenüber liegenden Steg – so wird die Rückfahrt einfacher. Leider finden wir den Einstieg in den Wanderpfad nicht, und nach einiger Suche auf dem heißen Asphalt (!) geben wir auf: mit dem Bus geht’s doch bequemer! So fahren wir in die bildschöne Chora mit den weiß getünchten Häusern hoch oben auf dem Berg, die leider am heutigen Mittwoch Nachmittag wie ausgestorben scheint.

Doch der einmalige Blick auf alle umliegenden Inseln und die mit Schaumkronen übersäte blaue See ist mal wieder überwältigend! Alle Geschäfte sind geschlossen, unser Lieblingsrestaurant sogar auf unbestimmte Zeit, das Kloster macht erst um 17.00 auf, so dass uns außer einem Besuch in einem kleinen netten neuen Restaurant mit ungewöhnlichen Gerichten nichts weiter übrig bleibt, als wenigstens zu Fuß die Höhle der Apokalypse auf halber Höhe vom Abstieg zu besuchen. Hier soll der Evangelist Johannes die Offenbarung verfasst haben. Wir waren noch nie dort und hoffen auf ein kleines Highlight heute. Der Weg hinab von der Chora ist ein Pflasterstein-Pfad mit sehr unregelmäßig geformten großen und kleinen Steinen, die das Herabsteigen nicht ganz angenehm machen. Zu allem Überfluss ist dann auch noch das Gebäude mit der Höhle geschlossen: Mittwoch Nachmittag halt!!! In Skala schließlich ruhen wir uns in einem Strandcafé aus, WD will noch Brot beim Bäcker besorgen, doch es ist eben Mittwoch Nachmittag!!! So gibt’s halt abgepacktes Brot beim AB-Supermarkt, und dann nichts wie mit dem Bus zurück. Zum Glück hat der Wind etwas nachgelassen, so dass wir problemlos zum Boot zurück rudern können. Und natürlich: gerade im Moment des Festmachens setzen die Böen wieder ein! Puh – da haben wir Glück gehabt! Wir schwimmen noch bevor es erst richtig anfängt zu blasen. Die Böen sind so heftig, dass wir das Dingi hochholen. Sie sollen z.T. Bft 7 erreichen, und jedesmal wenn eine Böe unser Boot trifft, liegen wir schräg!!! Welch schräge und doch so wunderschöne Tage!

Donnerstag 22.06.

Der Meltemi hört einfach nicht auf zu fegen! Die Ruderfahrt an Land erfordert immer mehr Muckikraft. Wir werden abgetrieben, aber WD zieht das Dingi wie einen braven Hund hinter sich her zum Steg weiter nordwärts.

Heute möchten wir gern die Tour nach Psili Amos wiederholen. Gesagt, getan. Alles gestaltet sich so wie am Montag, nur dass es deutlich mehr Wind und Wellen später in der Bucht gibt. Aber wir genießen das Wandern und dann die Belohnung, das Schwimmen in den höher gewordenen Wellen.

Beim Rückweg mit dem Dingi zahlt sich WDs Mühe vom Vormittag aus: wir rudern mit dem Wind im Rücken flugs zum Boot zurück. Auch heute zeigt sich der Bojenkönig nicht. Vielleicht haben ihm die 2×20€ gereicht?

Freitag 23.06.

Heute – der Meltemi hat schon deutlich nachgelassen – beschließen wir unseren letzte Tag in Grikos. Morgen soll’s weitergehen in die Ankerbucht von Livadia Geraniou, Sonntag nach Ikaria. Deshalb möchten wir noch einmal alle Sehenswürdigkeiten mitnehmen: in der Chora das Johanneskloster und die Höhle der Apokalypse. Mit dem Bus geht’s zur Chora, wo wir zum Kloster aufsteigen. Die uralte Kirche mit den uralten Ikonen und Wandmalereien ist immer wieder beeindruckend. Ebenso die im Museum ausgestellten Bücher und Dokumente über die Gründung des Klosters und Teile der ältesten Abschrift von Ausschnitten aus dem Markusevangelium auf Pergament mit Silberbuchstaben geschrieben. Den Abstieg zur Höhle der Apokalypse kennen wir bereits, deshalb schaffen wir ihn auch noch 15 Minuten vor dessen Schließung. Hier sind wir ein wenig enttäuscht. In einer Gebäudeanlage befindet sich die Höhle. In sie ist eine kleine Kapelle hineingebaut. That‘s it. Da wo Johannes seinen Ellenbogen immer aufgestützt haben soll, ist eine kleine Kuhle im Fels, die besonders mit Blumen davor und einem kleinen Zaun darum geehrt wird.

Wir steigen nach Skala herab, wo wir das leckere Brot kaufen, das es auf der Werft gab, noch andere Lebensmittel und dann schließen wir den diesmal erfolgreichen Besuch von Skala mit einem Eis auf die Hand ab. Mittlerweile finden sich wieder diverse Kreuzfahrtschiffe ein, und Skala wird von Menschen überschwemmt! Es wird Zeit, die Insel zu verlassen.

Auf dem Boot zurück genießen wir die Ruhe, schwimmen, duschen und essen Abendbrot. Vom Bojenmann immer noch keine Spur. Dagegen stellen wir fest, dass mittlerweile fünf Bojen frei sind. Die zwei ankommenden Schiffe ankern. Gegen Abend rauscht noch eine Luxusmotoryacht herein und geht vor Anker. Die „Heeus“, erst 2022 in der Türkei gebaut, für 12 Gäste, für 230.000€ pro Woche zu mieten!!! Da sagst du nichts.

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