Wir legen in Windstille aus der Marina ab und motoren an die Südküste in den Golf von Geras. Hier wollen wir am Eingang der Bucht gleich ankern, um frühzeitig am nächsten Morgen nach Chios übersetzen zu konnen.
Es gibt drei kleinere Buchten, die wir ausprobieren wollen. In der ersten umfahren wir mit Schwimmkugeln in einem Dreierkreis ausgelegte Fischernetze, die gut gekennzeichnet sind mit Plastikflaschen. Leider hält derAnker nicht, so dass wir die zweite Bucht versuchen. Wieder umfahren wir gleich ausgelegte Fischernetze, aber auch hier hält der Anker nicht. Beim Rückwärtsfahren bemerkt Gundel LEIDER die Fischernetze zu spät, nämlich als der Motor ausgeht. Das Schlimmste ist passiert: wir haben ein Netz im Ruder und mehrfach um die Schraube gewickelt! So bleibt WD leider das große Tauchmanöver nicht erspart. In vielen Anläufen gelingt ihm zunächst das Ruder zu befreien, doch das Netz ist nur mit Durchschneiden aus der Schraube und der Anode zu bekommen. Inzwischen treiben wir immer weiter in die Netze, da wir ja weder den Motor benutzen können, noch haben wir einen haltenden Anker! Unter Wasser, berichtet WD, umwabern die Netze unser Boot, vergleichbar mit den Geisterschiffen im Film Pirates of the Caribbean. Nach unzähligen weiteren Tauchversuchen (natürlich auch Erholungspausen dazwischen) schafft er es mit Hilfe unseres Brotmessers und einem Schraubenzieher die Schraube freizubekommen – doch auf Kosten des nun zerschnittenen Fischernetzes. Dessen Einzelteile treiben jetzt im Wasser umher…Was wird bloß der arme Fischer sagen, dem die Netze gehören? Weit und breit ist ja keine Menschenseele zu sehen. Neben der ganzen Erschöpfung durch den Kampf ums Freikommen nagt das schlechte Gewissen an uns. Wie finden wir den Fischer? Wie können wir den Schaden regulieren? Einfach so wegfahren kommt einer Fahrerflucht gleich… Wir müssen irgendwie an Land und herausfinden, wem die Netze gehören. Also ankern wir in der dritten Bucht, zum Glück auf Sand und ohne Probleme, fahren mir dem Dingi (noch ohne Boden) an Land. Zum Glück treffen wir in einem Haus auf jemanden, der Kontakt mit GEORGIOS – so heißt der Fischer – aufnehmen kann, und so kommt Gergios mit seinem Partner später zu unserem Boot. Mit Händen und Füßen, da er kein englisch spricht, berichten wir ihm den ganzen Vorfall. Er ist sehr freundlich, auch besorgt um unsere Schraube und froh, dass wir keinen Schaden haben. Dann aber nimmt er unsere gebotenen 50€ dankend an und fährt lieb grüßend von dannen. PUH! Es fallen uns ganze Felsblöcke vom Herzen.
Das war uns jetzt ein G‘n‘T wert. So langsam erholen wir uns, kochen auch schon für den nächsten Tag mit, und fallen bereits um 21.00 in die Koje! Welch ein EVENT! GEORGIOS EVENT!