Wir motoren beinahe die ganze Fahrt mit gesetztem Groß. Einen spannenden unfreiwilligen Stop gibt’s auf der halben Strecke, als wir einen Kanister (Farbe in einem unauffälligen blau-grau!!!) überfahren, der sich mit seiner Halteleine in unserem Ruder verfängt! Es hilft nichts, WD muss mitten auf offener See tauchen. Zum Glück kann er uns relativ problemlos befreien. Aber mulmig ist’s uns trotzdem gewesen…Erleichtert setzen wir die Fahrt fort. Der „Klotz“ mitten in der Ägäis von Samothraki, der 1600m hohe Saos, kommt immer näher. Beinahe ohne weitere Vorkommnisse wollen wir die Insel anlaufen, als Gundel unseren zweiten neuen Toiletteneimer beim Wasserholen verliert. All unsere Rettungsversuche ihn wieder einzufangen sind vergeblich. Dazu hätten wir das Mann-Über-Bord-Manöver fahren müssen, doch wir wollen ja noch im Hellen ankommen, also geben wir ihn auf!
Schließlich aber erreichen wir den Hafen der Hauptstadt Kamariotissa, ein riesiges Hafenrund, und können längsseits festmachen.
Am nächsten Morgen mieten wir ein Auto und erkunden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel. Die (sehr gute) Straße führt im Norden der Insel immer am Fuße des hohen eindrucksvollen Gebirges entlang. Unser erster Halt ist Loutra, wo es einen kleinen bescheidenen Hafen ohne jede Infrastruktur gibt. Der Ort ist 2km entfernt. Er liegt sehr hübsch unter großen Platanen. Wir bestaunen die kleine aus dem Boden sprudelnde superheiße Therme. Schon hier fallen uns jede Menge Hippies auf, die zu Fuß unterwegs sind und per Anhalter mitgenommen werden wollen. Man fühlt sich direkt in die eigene Studenten- und Rucksackzeit zurück versetzt. Sie bieten auf kleinen Ständen selbst gebastelte Schmuckstücke und etlichen anderen Tand für Haut, Haar und Bekleidung.

Nach einem Kaffee im Ort geht’s weiter zu den Ausgrabungsstätten des Sanctuary of the Great Gods. Ein kleines Museum informiert sehr gut und eindrucksvoll besonders mit einen Video, das über den zu besichtigenden Ruinen des 5 Quadratkilometer großen Geländes die Bilder der Gebäude und Anlagen einspielt, wie sie wohl früher einmal ausgesehen haben könnten. Dadurch kann man sich beim späteren Gang über das riesige Ruinenfeld sehr viel besser vorstellen, was dort einmal gestanden hat. Es sind gerade die Ausmaße, die so beeindruckend sind.


Nun geht es weiter zu nächsten Attraktion: dem Wasserfall (davon hat Samothraki einige zu bieten!) von Fonias, den man nur mit einigermaßen gutem Schuhwerk auf einer ca 50minütigen Wanderung entlang des Flusses erreichen kann. Ein noch höher gelegener Wasserfall ist nur für geübte Kletterer empfohlen.


Wir wandern den oft nur schwer zu erkennenden Pfad entlang, der mal dicht am Fluss, mal durch steilere Hänge daneben führt. Zum Teil ist es echt mühsam nicht abzurutschen, aber die uralten Bäume, die verbogenen Wurzeln und das Rauschen des Flusses schaffen eine magische Atmosphäre, die unvergleichlich ist. Man erkennt überall Waldschrate oder Feen im knorrigen Geäst!

Unterwegs treffen wir auf einen jungen Mann, der am Bachlauf sitzt und malt und auch seine Kunst verkauft. Seine Motive sind der magische Wald und seine Fantasiewesen, die er am Wasserfall ansiedelt. Er malt sie auf kleine Korkplättchen, Fingerringe, Anhänger und Puzzles! Wir sprechen länger mit ihm, er erzählt von den Sagen um den Wasserfall, so dass wir natürlich auch ein paar kleine Andenken kaufen!

Schließlich aber erreichen wir zusammen mit einigen unbekleideten (!) jungen Hippies, die z.T. den ganzen Weg barfuß gegangen sind, den Platz, an welchem der Wasserfall in einen kleinen unendlich tiefen See fällt.
Obwohl wir gut durchgeschwitzt sind, kostet es doch einige Überwindung in das eisige klare Wasser zu tauchen. Mit sehr schnellen Zügen gelangt man dann auch um die Ecke – und da ist er dann, der große majestätische Wasserfall, der in den See stürzt! Einmal an die Kälte gewöhnt, tauchen wir noch weitere Male hinein. Der Eindruck ist einfach zu großartig!


Wir treten gut durchblutet den Rückweg an. Es geht bergab, der Weg ist uns nun bekannt, und in 40 Min. Erreichen wir unser Auto.
Ganz in der Nähe soll ein gutes Restaurant existieren. Man hat uns Ziege prophezeit, das Hauptgericht auf Samothraki , quasi ein muss! In der Tat hat der Wirt, der bis zum 18. Lebensjahr in Stuttgart gelebt hat – wie überraschenderweise viele Einwohner von Samothraki – 14 verschiedene Ziegengerichte auf der Karte. Leider fanden wir unsere Ziege in Zitrone nicht sehr schmackhaft.

Bevor es dunkel wird, fahren wir auf dem Rückweg noch in die Chora, die alte Hauptstadt Samothraki, die sehr gut verborgen liegt in den Bergen als Schutz vor Piraten. Wir steigen zum Aussichtsspunkt, der Burg, und haben einen herrlichen Blick aufs Meer.
Bei einem Kaffee auf einer kleinen Terrasse über den Dächern der Chora und einer leckeren selbstgemachten Zitronenlimonade klingt unser Tag aus.
Wir geben das Auto zurück. Mittlerweile haben wir uns dazu entschlossen, schon am nächsten Morgen nach Limnos weiterzufahren, da die Wettervorhersage für die nächsten Tage uns starke Winde von Südost (!) bescheren will. Wir schenken es uns also, den für den nächsten Tag geplanten Süden der Insel samt eines spektakulär gelegenen Klosters zu besuchen. Stattdessen bunkern wir im Supermarkt – der ALLES hat – Lebensmittel und füllen noch einmal Wasser auf.